Darum steigen die Strompreise 2023
13. September 2022

Darum steigen die Strompreise 2023

Die angespannte Preissituation an den Grosshandelsmärkten für Strom führt dazu, dass in der Schweiz die Strompreise zum Teil stark steigen. Der Median-Strompreis für das Tarifjahr 2023 liegt bei 26.95 Rappen pro Kilowattstunde, wie die ElCom bekannt gab. Zum Vergleich: 2022 lag der Median-Strompreis bei 21.18 Rp./kWh.

Der Strompreis der grundversorgten Endkundinnen und Endkunden setzt sich zusammen aus folgenden Komponenten: Netznutzungstarif, Energietarif, Abgaben an das Gemeinwesen und einem Netzzuschlag. Vor allem der Teil Energie steigt aufgrund der angespannten Situation am Markt teilweise stark.

Warum steigen die Strompreise in der Grundversorgung?

Die Preise an den Grosshandelsmärkten sind bereits 2021 unter anderem aufgrund höherer Brennstoff- und CO2-Preise sowie Kraftwerksausfällen und -abschaltungen stark angestiegen. Die Entwicklungen führten dazu, dass die Strompreise an den Grosshandelsmärkten Ende letzten Jahres die mit Abstand höchsten Werte seit 13 Jahren erreichten. Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich die bereits angespannte Preissituation zusätzlich verschärft. Es handelt sich um eine ausserordentliche Situation. Die Versorger können die Marktpreise nicht beeinflussen. EVUs, die den Strom ihrer grundversorgten Endkundinnen und Endkunden mehrheitlich am Markt beschaffen, sind stark von der aktuellen Entwicklung betroffen. Ihre Kundinnen und Kunden profitierten dafür in den vergangenen Jahren von sehr tiefen Beschaffungspreisen.

Steigen die Strompreise einheitlich?

Nein. Die Bandbreite des Strompreisanstiegs ist von EVU zu EVU unterschiedlich und liegt teilweise weit auseinander. Die Unterschiede hängen wesentlich davon ab, ob Strom mehrheitlich über Eigenproduktion bezogen oder am Markt beschafft wird. Versorger ohne oder mit wenig Eigenproduktion, die also hauptsächlich am Markt für ihre Kundinnen und Kunden beschaffen, müssen diese hohen Marktpreise zahlen, was nun auch die Endkunden zu spüren bekommen. In den letzten Jahren waren die Preise an den Grosshandelsmärkten tief, damals profitierten Endkundinnen und Endkunden von Versorgern, die hauptsächlich am Markt beschafften. Heute ist die Situation umgekehrt. Versorger mit einer hohen Eigenproduktion können die Gestehungskosten der eigenen Kraftwerke verrechnen und weisen keine oder nur moderate Preisanstiege aus.

Spielt die Beschaffungsstrategie der Versorger, die am Markt einkaufen müssen, eine Rolle?

Ja. Bei Versorgern, welche langfristig einkaufen, macht sich die Preissteigerung weniger stark und erst später bemerkbar. Hingegen bei Versorgern, welche kurzfristig einkaufen, steigt der Preis stärker und schneller. Jedoch sinkt er auch wieder stärker und schneller, sobald sich die Situation an den Märkten entspannt.

Treiben 2023 auch höhere Netzkosten den Strompreis in die Höhe?

Auch die Netzkosten verzeichnen 2023 einen leichten Anstieg. Swissgrid hat bereits im März angekündigt, den Tarif für das Übertragungsnetz (8% des jährlichen Endkundenpreises) zu erhöhen. Der Hauptgrund dafür liegt abermals in den höheren Beschaffungskosten für allgemeine Systemdienstleistungen aufgrund der markant gestiegenen Strommarktpreise. Insgesamt steigen die Netzkosten für einen typischen Haushalt um 7 Prozent von 9.9 Rp./kWh auf 10.5 Rp./kWh. Der Kapitalzinssatz für Stromnetze (WACC) bleibt im Tarifjahr 2023 unverändert bei 3.83% und gibt damit die nötige Sicherheit für die unabdingbaren Investitionen in die Stromnetze.

Was können Verbraucherinnen und Verbraucher in der Grundversorgung tun, um die Preiserhöhungen abzufedern?

Die hohen Preise können einen Anreiz zu einem rascheren Vorantreiben von Energieeffizienzmassnahmen sein – ein wichtiger Pfeiler auch der VSE Roadmap Versorgungssicherheit. Von den Preiserhöhungen betroffene Kundinnen und Kunden haben die Möglichkeit, ihren Verbrauch zu optimieren bzw. zu senken. Die Energiesparkampagne des Bundes, welche der VSE aktiv unterstützt, gibt nützliche Tipps, wie der Verbrauch einfach gesenkt werden kann. Energiesparen lohnt sich nicht nur aus Kostengründen, sondern aktuell besonders auch im Hinblick auf die kritische Winterversorgung. Jede Kilowattstunde, die eingespart wird, schont die Wasser- und Gasspeicher und kann dazu beitragen, eine Mangellage abzuwenden.

Wie sieht die mittelfristige Entwicklung des Strompreises aus?

Mit dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und der Möglichkeit eines Öl- und Gasembargos für Importe aus Russland dürfte die Preissituation an den Grosshandelsmärkten angespannt bleiben.

Textquelle: VSE vom 06.09.2022

Bildquelle: unsplash

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